Wo bleibt die Heiligkeit in der Kirche?

■ Im Glaubensbekenntnis bekennen wir u.a. auch unseren Glauben an die „eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“. Wenn man aber speziell auf die Heiligkeit als einer der Wesenseigenschaften der Kirche zu sprechen kommt, wird seitens vieler unserer Zeitgenossen als erstes der Einwand gebracht, wie denn die Kirche heilig sein könne, wo doch der katholische Klerus als das sogenannte Bodenpersonal Gottes in sittlicher Hinsicht keinesfalls heilig sei. Erstaunlicher- bzw. bezeichnenderweise spricht man kaum über die sittlichen Verfehlungen der protestantischen Pfarrer, widmet sich dagegen mit Hingabe dem Berichten über solche der katholischen Priester, Bischöfe und Päpste (auch wenn die Protestanten ihre Religionsgemeinschaften nicht mit „heilig“ in Verbindung bringen).
Ja, es menschelt sehr wohl in der Kirche, auch unter dem Klerus. Die Priester und Bischöfe haben im Prinzip genau dieselben Probleme und sind denselben Versuchungen ausgesetzt wie die Laien. Noch schlimmer, trotz ihrer Weihen geben sie diesen Versuchungen bisweilen auch nach und sündigen somit. So kann man sich dann sicher auch ärgern über die persönlichen Unzulänglichkeiten und sittlichen Verfehlungen eines Priesters, die u.U. auch großen Anstoß erregen können. (Klar, dass das schlimm ist, wo uns doch Jesus ausdrücklich davor warnte, Ärgernisse zu geben! Vgl. Mt 18,6-9.) Wo soll denn da bitte die Heiligkeit sichtbar sein?
Aber oft genug regen sich manche besonders „Fromme“, die an Sonn- und Feiertagen Gott natürlich immer nur auf dem Sofa zu Hause oder bestenfalls im Wald suchen, aber nie in einer Kirche, über die Priester schon allein dann auf, wenn diesen in Gesprächen eine gewisse Unachtsamkeit unterläuft oder sie provoziert werden, etwas erregt zu formulieren. Wird denn nicht fast jeder ihrer menschlichen Fehler von so manchen Stammtischen genauestens „durchdiskutiert“ und jede Verfehlung dem gnadenlosen Urteil dieser Kaste der „Experten“ überlassen.
■ Versuchen wir aber bitte, an diese ganze Frage nach einem menschlich-unzulänglichen Klerus einmal auch von einer etwas anderen Seite heranzugehen. Nicht selten ist z.B. der Gesang des Priesters oder der Gläubigen in der Liturgie weit davon entfernt, vollkommen zu sein. Wer würde es sich denn nicht grundsätzlich wünschen, einmal sogar die Engel selbst singen zu hören, was sie ja bei der Himmlischen Liturgie unentwegt machen? Dann, meint man, würde man ja von der Schönheit ihres Gesangs ergriffen werden und sich der tiefsten Andacht bei der Anbetung Gottes hingeben können.
Aber wenn die Engel tatsächlich einmal während unserer Sonntagsmesse singen würden, dann würden wir mit so einer solchen abgrundtiefen Inbrunst ihres Gesangs und der endlos-herzzerreißenden Hingabe ihrer Anbetung konfrontiert werden, dass wir dies wahrscheinlich überhaupt nicht würden aushalten können. Diese unendliche Realität des ewigen Lebens würde uns so überfordern, dass wir wohl sterben müssten – hier auf Erden sind wir ja mit den Einschränkungen der Zeitlichkeit begrenzt und wären für das Himmlische in seiner Unendlichkeit definitiv nicht bereit!
Anerkennen wir also trotz der vielleicht sogar wiederholten Gesangsfehler unserer Vorsänger in der Sonntagsmesse (die natürlich keinem Leichtsinn entspringen dürfen!) ihren guten Willen und versuchen, die betreffenden Mängel im Gesang mit der eigenen verstärkten Gebetsandacht zu kompensieren. Denn auch solche Unzulänglichkeiten sollen uns zu etwas Gutem nutzen!
Zu einer anderen Zeit wünschte man sich vielleicht, einen Engel predigen zu hören. Er sei ja Gott ganz nahe und würde uns somit die reine Wahrheit sagen. Endlich hätten wir dann auch eine gescheite Predigt, an der man sich geistig richtig aufrichten könnte.
Gut, stellen wir uns vor, es würde einmal tatsächlich z.B. der hl. Erzengel Michael predigen. Heißt es ja von ihm im Neuen Testament, dass er mit seinen Engeln gegen den „Drachen“ (Teufel) kämpfte und ihn samt seinem höllischen Anhang aus dem Paradies vertrieb (vgl. Offb 12,7-9). Somit kennt er sich ja bestens in Bezug auf Gut und Böse aus und könnte uns dabei helfen, den nötigen Durchblick zu gewinnen.
Der Erzengel Michael würde dann aber wohl so offen und direkt von der Heiligkeit Gottes auf der einen und unserem Nicht-Entsprechen Seinen sittlichen Forderungen gegenüber auf der anderen Seite sprechen, dass wir davon wohl einen solchen gewaltigen Schock erfahren würden, den wir ebenfalls nicht überstehen könnten. Er würde uns auf eine solche direkte Art und Weise die Wahrheit vor Augen führen, dass sein Feuerschwert des Eifers für die Sache und Realität Gottes unser Herz wohl buchstäblich entzweireißen würde. Denn bei Gott und den Engeln stehen keinesfalls die bei uns, Menschen, populären heuchlerischen Tricks in Mode, mit welchen wir so gern die Wahrheit verschleiern, und auch keine Rhetorik, durch welche die sittlichen Forderungen als relativ dargestellt werden sollten!
Aber sollten wir eine solche Predigt des hl. Erzengels Michael tatsächlich überleben, würden wir uns am nächsten Sonntag höchstwahrscheinlich ernsthaft überlegen, ob wir uns denn ein solches Konfrontiert-Werden mit der Wahrheit noch einmal antun sollten. Denn die reine Wahrheit Gottes ist an sich zwar immer nur Ausdruck Seiner unendlichen Liebe zu uns. Wir mit unseren menschlichen Einschränkungen sind aber einer so reinen Dosis des göttlichen Heilmittels sittlich bei weitem noch nicht gewachsen oder dafür genug gereift, weshalb die betreffende sog. brutale Ehrlichkeit auf uns extrem belastend wirkt.
Konzentrieren wir uns daher bei den in mancherlei Hinsicht sicher auch unzulänglichen Predigten unserer Priester (die natürlich auch v.a. lernwillig sein sollten!) darauf, da das herauszuhören, was der liebe Gott uns trotz der Unvollkommenheit des Gesprochenen unbedingt sagen möchte!
Oder manchmal wünschen wir uns vielleicht, z.B. unserem eigenen Schutzengel sichtbar zu begegnen, um ihm einmal unsere Sünden zu beichten. Ist ja jeder Schutzengel seinem Schützling besonders wohlgesonnen, da er ja Gott gegenüber nicht nur in Bezug auf die Verfehlungen seiner ihm anvertrauten Seele Bericht erstattet, sondern auch in Bezug auf die guten Taten.
Ja, unser jeweiliger Schutzengel meint es immer nur gut mit uns. Er bringt vor Gott unsere Anliegen und Sorgen, unsere Schmerzen und Leiden. Er betet für uns am Throne Gottes und versucht, unsere Schwächen zu entschuldigen, damit dann auch das Strafgericht Gottes für uns milder ausfalle. Was für ein guter und bester Freund ist uns da von Gott zur Seite gestellt worden!
Wenn wir aber tatsächlich dem Schutzengel unsere Sünden beichten würden, würde er uns zwar sehr ruhig und freundlich, aber zweifelsohne auf eine solche bestimmte Art und Weise vor Augen führen, wo unsere jeweiligen Probleme sind, die zahlreichen Erkrankungen der Seele und des Willens, dass uns diese nur wohlmeinende und grundehrliche Diagnose wohl dazu bringen würde, selbst stärkste Zweifel an uns selbst zu hegen. Seine betreffenden und an sich gütigsten Worte würden durch uns wie ein scharfes Messer durch Butter gehen und uns so tief und intensiv im Mark treffen, dass wir das nächste Mal uns wohl wieder sehr darüber freuen würden, einen menschlichen Beichtvater aufzusuchen, um mindestens eine dringend erforderliche geistig-seelische Erholungspause zu erhalten.
■ Wir sind Menschen, und der liebe Gott hat in Seinem weisen Vorauswissen auch ganz bewusst menschliche Diener berufen, damit sie das Heilige verwalten – obwohl sie mit allen Ecken und Kanten ausgestattet sind. Es ist ja die Lehre der Kirche, dass im liturgischen Handeln eines menschlichen, geweihten Priesters letzten Endes Gott selbst wirkt – dank der Gnade des Sakramentes der Priesterweihe. Denn sollte Er selbst im vollen Umfang Seiner Gottheit bzw. mit der unendlichen Liebesglut der Göttlichkeit plötzlich vor uns am Altar erscheinen, würde mit uns dasselbe passieren wie mit trockenem Stroh, welches direkt ins Feuer gegeben wird.
Deswegen hat Er nicht nur bei Seiner Offenbarung den Weg der Menschwerdung gewählt, sondern auch für den Dienst der Verwaltung des Heiligen nach Seiner Himmelfahrt ausdrücklich menschliche Diener berufen – damit wir die Begegnung mit Ihm überhaupt einmal überstehen können und dann auch das Heilige in uns in der für uns natürlichen menschlichen Art langsam und beständig wachsen kann. Denn alles auf einmal würden wir niemals verkraften. Daher handelt der geweihte katholische Priester in persona Christi und auch Christus wirkt Sein Heil an uns mittels des sakralen Dienstes des dazu berufenen katholischen Priesters!
Unsere Aufgabe in diesem Zusammenhang besteht dann darin, hinter der äußeren Hülle der sakral-liturgischen Zeremonien und Handlungen der Kirche das heilbringende und erlösende Wirken Jesu Christi selbst zu erkennen, der ja die betreffenden Sakramente auch höchstpersönlich eingesetzt und der Verwaltung der Kirche überantwortet hat. Denn kraft Seiner Erlösergnaden und dank Seiner Einsetzung sind in diese geheiligten Riten solche übernatürlichen vergebenden, heilenden, segnenden und tröstenden Kräfte hineingelegt worden, die der Mensch selbst niemals erfinden und bewirken kann.
Der menschliche Priester war, ist und bleibt der ihm übertragenen sakralen Vollmachten persönlich niemals gewachsen. Je heiligmäßiger ein Priester, desto mehr und aufrichtiger hält er sich auch selbst seines hohen Amtes und seiner Priesterwürde für unwürdig. Jeder Priester muss ebenfalls zur Beichte gehen und hat da ebenso so manches an Sünden, Schwächen und Unzulänglichkeiten vorzubringen.
Beten wir daher auch umso bewusster für unsere Priester, dass sie weder unter der Last ihrer Verantwortung zusammenbrechen noch wegen irgendeiner falschen irdischen Einstellung versagen noch vor den bisweilen sogar zahlreichen Versuchen der Einflussnahme in ihren Verantwortungsbereich durch Unberufene resignieren. Als ebenfalls zutiefst menschliche Wesen sind sie auf eine solche Gebetsunterstützung dringend angewiesen!
■ Umso dringender erweist sich dann aber auch die Grundforderung, die sich an jeden gültig geweihten Priester richtet, damit er die ihm von Christus und der katholischen Kirche überantwortete Mission überhaupt erfüllen und dann auch möglichst vorbildlich ausüben kann. Der hl. Apostel Paulus versteht unter einer solchen wesentlichen Bedingung und unabdingbaren Voraussetzung die Tugend der Treue: „So betrachte man uns als Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes. Da verlangt man von einem Verwalter weiter nichts, als dass er treu befunden wird.“ (1 Kor 4,1f.)
Es geht hier also um die Treue zu dem, was Jesus Christus mit Seinen Worten, Anordnungen und Taten gelehrt hat und was die katholische Kirche über alle Jahrhunderte hindurch in unbedingter Treue zu Jesus Christus überliefert hat. Denn nur wenn die Kirche eine solche Treue lebt, ist sie imstande, die Gnaden Christi zu vermitteln und somit die Menschen zu Gott zu führen. Dann pfuscht sie auch nicht mit ihren menschlichen Unzulänglichkeiten essentiell in das sogenannte Handwerk Gottes hinein und kann mit dieser Treue zum Auftrag Christi gewissermaßen über sich erfolgreich die Gnaden der Erlösung für die anderen „durchleiten“!
Denn wie der Kupferdraht nur dann Elektrizität und elektrische Impulse einer Quelle über sich an den Endempfänger leiten kann, wenn er nicht bricht, so kann auch die Kirche trotz ihrer menschlichen Mitglieder und hier speziell ihres ebenso menschlich-fehlerhaften Klerus die Gnaden der göttlichen Erlösung den einzelnen menschlichen Seelen vermitteln, wenn sie weder den Glauben durch neue und auf einen rein irdisch-menschlichen Erfindungsgeist zurückgehende Inhalte bzw. durch den jeweiligen Zeitgeist „verwässert“ noch die überlieferten sakral-liturgischen Handlungen in ihrem Kern verändert und somit verfälscht geschweige denn sogar durch neue und am grünen Tisch erfundene „neue Messordnungen“ ersetzt! Denn es geht hier um keine Banalitäten und menschlichen Spielchen, sondern um den vom menschgewordenen Gott geoffenbarten Glauben und die zentrale Frage der Erlösung der Menschen. Das ist nämlich die enorme heilsrelevante Dimension, in welche die katholische Kirche hineingestellt worden ist!
Jeder, der persönlich mit Priestern zu tun hat, nimmt gelegentlich eine ihrer Schwächen oder Sünden wahr. Wenn es sich hierbei (hoffentlich) um keine Verfehlung gegen den Glauben (Apostasie und Häresie) oder gegen die Einheit der Kirche (Schisma) handelt, sollten wir als erstes damit anfangen, für sie umso bewusster zu beten! Denn sie sind auch nur schwache Menschen, denen aber auf der anderen Seite eine gewaltige Verantwortung auferlegt worden ist.
Auch die Apostel, sogar Petrus, haben ja eine extrem große Schwäche offenbart, als sie Jesus nämlich abgeschworen oder Ihn im Stich gelassen haben. Aber sie fanden dann auch wieder zu Ihm zurück und unterstrichen ihre echte Liebe und große Treue zu Ihm sogar durch ein Martyrium! Somit entsprachen sie auch dem Ideal Jesu, der primär natürlich von sich selbst sprach, dann aber auch als Anleitung für die künftigen Hirten der katholischen Kirche: „Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben für die Schafe.“ (Joh 10,11.)
Beten wir aber auch um künftige Priesterberufungen! Der liebe Gott möge nämlich junge Männer berufen, die sowohl bereit als auch gereift genug sind, ausgerechnet in der heutigen schwierigen Situation der wahren katholischen Kirche Seinem Ruf zu folgen, um Priester zu werden und als solcher dann hoffentlich segensreich zu wirken. Denn das ist der Stand in der Kirche, der ja im wesentlichen Umfang das Überleben der Kirche als einer Sakramentsgemeinschaft ermöglicht.
■ Eine kleine Anekdote: Es gab einmal einen nicht-christlichen Kirchengegner, der sich zwar ziemlich oberflächlich im katholischen Glauben selbst, dafür aber umso mehr in der antikatholischen Propaganda auskannte. Er beschloss, nach Rom zu gehen, um dort im Zentrum der katholischen Kirche die Priester aufs Glatteis zu führen und den ganzen Klerikern die Maske ihrer vermeintlich gespielten Frömmigkeit herunter zu reißen.
Nach einer Weile in Rom kehrte er in sein eigenes Land zurück und wurde von seinen Freunden gefragt, ob er denn viele Kleriker vom Glauben abgebracht habe. Doch sie erfuhren von ihm dann zum eigenen Erstaunen, dass er in Rom selbst zum katholischen Glauben gekommen sei und sich habe taufen lassen. Seine Freunde verstanden das nicht, habe er doch zuvor immer so viel von menschlichen Fehlern innerhalb der Kirche und den Verbrechen der Kleriker berichtet.
„Ja“, sagt er dann, „in Rom habe ich tatsächlich einiges an Sünden unter dem Klerus gesehen. Aber wenn die katholische Kirche auf der anderen Seite trotz aller dieser menschlichen Defekte ganze zweitausend Jahre lang überlebt hat und dabei auch noch so viele brutale Verfolgungen überstehen musste, dann kann in ihr nur der Geist Gottes wehen, dann kann sie nur göttlichen Ursprungs sein!“
Ja, trotz der Sünder am Altar und trotz der Sünder im Kirchenraum bleibt die katholische Kirche weiterhin heilig - heilig nämlich primär in ihrer apostolischen Lehre und in dem sakral-liturgischen Geschehen, welches ihrer treuen Verwaltung anvertraut worden ist! Heilig auch in ihren Sakramenten, welche die Heiligkeit der Seelen ermöglichen und bewirken. Heilig aber auch im Lebenszeugnis so vieler Heiliger, die in ihrem sittlichen Streben ein sehr hohes Maß an Heiligkeit erlangt haben und uns als ein gutes Vorbild dienen! Heilig im Zeugnis der zahlreichen Märtyrer, die ihr Leben nicht geschont und in einer Extremsituation ganz Jesus überantwortet haben!
■ Vielleicht verdient eine gesonderte Aufmerksamkeit einmal auch ein bestimmter Missstand, der gelegentlich anzutreffen ist in traditionalistischen Kreisen. Die Liebe und Treue zu Jesus besteht für einen Katholiken auch insofern in der Liebe und Treue zur katholischen Kirche, dass man logischerweise nur innerhalb der wahren katholischen Kirche Priester werden soll und darf! So führt ja Jesus auch aus: „Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wer nicht durch die Tür in den Schafsstall eintritt, sondern anderswo einsteigt, ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Tür eintritt, der ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter, und die Schafe hören auf seine Stimme.“ (Joh 10,1-3.)
Die Kirche ist ziemlich gnädig zu den Menschen, die etwa in Häresie oder Schisma geboren worden sind und aufgewachsen sind und sich später aus Überzeugung dem Katholizismus zuwenden. Dann lässt sie nach ernsthafter Prüfung durch die dafür zuständige kirchliche Instanz (definitiv keine Laien und bei einem Priester ein eindeutig katholischer Bischof!) und einem offiziellen Akt der Konversion auch z.B. bereits gültig geweihte orthodoxe Priester zum liturgischen Dienst am Altar zu – sie sind ab da wie jeder andere katholische Priester. Sollte aber die Gültigkeit der Weihen doch einem berechtigten Zweifel unterliegen, müssen die Weihen bedingungsweise nachgeholt werden.
Sollte es sich hierbei aber um einen evangelischen oder sonstigen protestantischen Pfarrer handeln, die ja bei sich überhaupt nicht das Sakrament der Priesterweihe anerkennen, kann er auch von einem katholischen Bischof die Priesterweihe erhalten, muss aber nicht – selbstverständlich alle anderen Voraussetzungen zum Empfang der Weihe erfüllend!
Anders und eben viel strenger behandelt die Kirche aber Fälle, in welchen jemand sehr wohl katholisch getauft und aufgewachsen ist, es dann vielleicht sogar auch in einem oder mehreren katholischen Priesterseminaren versucht hat, da aber mangels Berufung oder wegen anderer Defizite abgewiesen worden ist, und dann schlussendlich zu irgendwelchen schismatischen Bischöfen rennt, die im Prinzip alle hintereinander „weihen“, die sich nur als Männer ausweisen können, um sich nämlich endlich die Priesterweihe geben zu lassen (ob nun gültig oder nicht, ist vorerst zweitrangig), die ihm ja innerhalb der Kirche aber verwehrt worden ist!
Das Erstaunliche und sogar Erschreckende ist auch, dass solche Herren nach den betreffenden begangenen Akten der aktiven Sakramentsgemeinschaft mit Nicht-Katholiken dann in traditionalistisch-katholische Kapellen kommen und sich wie selbstverständlich für eindeutig katholische Priester ausgeben! Noch schlimmer und irrsinniger: sie werden gelegentlich sogar als solche „anerkannt“.
Sie steigen leider nicht „durch die Tür in den Schafstall“ ein und müssen nach den Worten Jesu wohl als „Dieb und Räuber“ (im richtig verstandenen Sinn) angesehen werden. Solche „Patres“ und „Exzellenzen“ lässt die Kirche nie an ihre Altäre heran und verbietet ihnen zunächst mal für eine ganze Weile das Zelebrationsrecht. Sie sollen in sich gehen und ihren Fehltritt ehrlich bereuen. Für die Kirche gelten sie als des Schismas und gegebenenfalls auch der Häresie verdächtig.
Und nur wenn sie sich dann wirklich des besseren besinnen, ihren Umkehrwillen hinreichend unter Beweis stellen …und vom zuständigen katholischen Bischof prinzipiell für berufen gehalten würden, könnten sie (in der Regel bedingungsweise) die Priesterweihe erhalten und dann eben als katholischer Priester wirken.
Die Kirche ist nämlich kein Menschenwerk, in welchem jeder (fast) alles machen dürfte, was ihm beliebte. In ihr gilt die heilige Ordnung - das betreffende Gebot Christi und die grundsätzlichen Anordnungen der Kirche sind unbedingt zu beachten und einzuhalten! Dagegen gilt keine Entscheidung der UNO, irgendeines Staatsparlaments, eines lokalen Gemeinderats oder auch irgendeines weltlichen Unterstützungsvereins einer konkreten Kirchengemeinde.
Danken wir Gott für unsere Berufung in die Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche und beherzigen wir dabei auch unbedingt die für uns daraus entstehenden Pflichten. Dann können sowohl wir selbst nennenswerte Fortschritte auf dem Weg der Heiligung des eigenen Lebens machen als auch für die anderen als „das Licht der Welt“ (Mt 5,14) wirken! Zwar sind wir alle fehlerhaft und sterblich, aber unsere Treue zur geheiligten Tradition des Glaubens und der Liturgie der Kirche ermöglicht uns dann, das uns anvertraute Heilige richtig zu verwalten und die Gnaden der Erlösung an andere zu vermitteln!

P. Eugen Rissling

 


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